29% aller österreichischen Beschäftigten sind laut Arbeiterkammer Oberösterreich psychisch stark belastet. Fast 50% der Beschäftigten geben an unter demotivierenden Arbeitsbedingungen arbeiten zu müssen und mehr als ein Drittel kann nach der Arbeit nicht abschalten. Dies wurde in einer jährlich durchgeführten Umfrage mit 4.000 Beschäftigten vom Institut für empirische Sozialforschung (IFES) im Auftrag der Arbeiterkammer erhoben.
Von 1994 bis 2014 sind die Krankenstandstage von einer Million auf 3,6 Millionen angestiegen, der wirtschaftliche Schaden beträgt laut AK 3,3 Milliarden pro Jahr.
Diese hohe Zahl lässt sich nicht nur aufgrund des stetigen Anstiegs, sondern auch dadurch erklären, dass psychische Erkrankungen mit längeren Auszeiten verbunden sind als körperliche Erkrankungen. So sind durchschnittlich 4,9 Kalendertage bei Infekten, 13,4 Kalendertage bei Erkrankungen des Muskel-Skelett-Apparats, jedoch 36,2 Kalendertage bei psychischen Erkrankungen zu verzeichnen.
Welche Berufsgruppen sind besonders gefährdet?
Die höchste Belastung mit 52% weisen laut Umfrage Lehrer/innen an Schulen auf, gefolgt von Regalbetreuer/innen (45%), Textilarbeiter/innen (39%), Sozialwissenschafter/innen (39%) und Bauarbeiter/innen (37%). Entgegen der landläufigen Meinung geben lediglich 24% der Geschäftsführer/innen und 20% der Abteilungsleiter/innen an psychisch belastet zu sein.

Die Berufsgruppen welche am wenigsten psychisch belastet sind, sind Friseure/Friseurinnen, Werbefachleute und Anwälte/Anwältinnen mit jeweils 13%. Eine Erklärung für diese geringe Ausprägung könnte darin liegen, dass ihr Handlungsspielraum groß ist. Diese Berufsgruppen können weite Teile ihrer Arbeit selbst bestimmen und gestalten.
Welche Arbeitsbedingungen führen zu psychischen Belastungen?
Hohe Verantwortung, Zeitdruck, wenig Personal und wenig Gestaltungsspielraum, all diese Bedingungen führen zu psychischen Belastungen und können Menschen krank machen. Arbeitnehmer/innen brauchen ein Gleichgewicht zwischen den Arbeitsanforderungen und den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen, um arbeitsfähig und gesund zu bleiben.

Wie kann man Arbeitnehmer/innen und Arbeitgeber/innen unterstützen?
Die Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz ermöglicht, durch den gesetzlich definierten Rahmen und die fachliche Begleitung, die Erhebung der Ist-Situation, eine Maßnahmenplanung, eine verpflichtende Umsetzung von Maßnahmen und somit eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Was ist der österreichische Arbeitsgesundheitsmonitor?
Im Rahmen der IFES-Umfrage werden face-to-face Interviews durchgeführt, dabei wird die subjektive gesundheitliche Befindlichkeit von Arbeitnehmern erhoben.
Folgende Bereiche werden erfasst:
- psychosomatische Beschwerdebilder (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen etc.)
- psychische Beeinträchtigungen (Gereiztheit, Depression, Motivationsverlust, Nicht-Abschalten-Können etc.)
- positive Indikatoren der Gesundheit (Persönlichkeitsentwicklung, Selbstwirksamkeit, Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit)
Quelle: Arbeitsgesundheitsmonitor 2016, Arbeiterkammer Oberösterreich